„Zuerst hat man Angst, aber das vergeht schnell und schon beim zweiten Mal lässt man sich entspannt verhaften. Wichtig ist die gute Vorbereitung und die Einstellung“, erklärt Bugmann von „extinction rebellion“ die Philosophie der Bewegung, bei der Verhaftungen ein natürlicher Bestandteil der Aktionen sind. Interessant auch: Die Polizisten werden dabei nicht als Gegner, sondern eher als Menschen betrachtet, die in ihren Zwängen agieren müssen und die freundlich und rücksichtsvoll behandelt werden sollten.
Manifest auf dem Bundesplatz
Seit dem 13.4.2019 sind die „extinction rebellion“ auch in der Schweiz offiziell aktiv. Auf dem Bundesplatz in Bern wurde das Manifest zur Rebellion vor rund 200 anwesenden Teilnehmern verlesen. „Extinction rebellion“ ist eine der jüngsten der vielen neuen Klimabewegungen, wie zum Beispiel der Klimastreik in der Schweiz, „Fridays for Future“ in vielen anderen Ländern oder die Aktivitäten von Wissenschaftlern unter dem Motto „Scientist for Future S4F“.
Schnelles Wachstum seit 2018
„Extinction rebellion“ wurde in England im Herbst 2018 gegründet und macht derzeit durch sehr erfolgreiche Verkehrsblockaden in London von sich reden. Schon seit dem 15.4., also fast seit einer Woche, werden dort zentrale Brücken besetzt, trotz zahlreicher Verhaftungen durch die britische Polizei. Die Besetzer verhalten sich, entsprechend den Regeln, sehr höflich und freundlich den Polizisten gegenüber – sie liessen sich freiwillig verhaften und und mussten dann jeweils von vier Polizisten weggetragen werden. Das gehört zur Strategie, denn mit den über 500 Verhaftungen in kurzer Zeit kam die britische Polizei an ihre Grenze, was die Blockade verlängerte.
Erstaunlich ist, dass „extinction rebellion“ sich sehr schnell in über 30 Ländern ausbreiten konnte. Seit dem 15. April 2019 finden also auch in zahlreichen anderen Ländern rund um die Welt Proteste mit Blockaden, zivilem Ungehorsam oder kreativen Aktionen statt. In Deutschland wurden zum Beispiel sowohl Strassen blockiert wie auch Trauermärsche abgehalten. In Lausanne wurde von fast 250 Personen eine Brücke besetzt. Alle diese Proteste verliefen friedlich und mehrheitlich in sehr positiver Atmosphäre.
Emma Thompson ist auch dabei
Viele Wissenschafter, Great Thunberg, sowie weitere bekannte Persönlichkeiten, zum Beispiel Emma Thompson, unterstützen die Bewegung, die mit knallharten und nicht beschönigten Aussagen auffällt. Die zentrale Botschaft der „extinction rebellion“ ist: „Uns erwartet eine noch nie dagewesene globale Notlage. Alles Leben auf der Erde ist in einer Krise. Die Wissenschaft hat festgestellt, dass wir in eine Periode von abruptem Klimazusammenbruch und Massenaussterben eingetreten sind.“ Als Massnahmen empfiehlt die Gruppe zivilen Ungehorsam und phantasievolle Aktionen.
Transparenz und Bürgergremien sollen Klarheit schaffen
Die Mitglieder von „extinction rebellion“ sind Menschen aus verschiedenen Altersgruppen und Zugehörigkeiten. Sie werden vereint durch die Gewissheit, dass drastische Massnahmen nötig sind, um die Zivilisation vor der Klimakatastrophe zu schützen. So wie auch die Klimastreik-Bewegung fordern sie die Anerkennung einer Notlage und daraus abgeleitet sofortige Handlungen. Die Gruppe hat dabei klare Forderungen an die Politik: Am wichtigsten ist, dass Transparenz geschaffen und die Bevölkerung von den Regierenden über die grossen Gefahren des Klimawandels aufgeklärt wird. Alle Regierungen werden aufgefordert, sofort mit zielgerichteten Gegenmassnahmen anzufangen, gleichzeitig aber auch Bürgergremien aufzubauen, die weitere Vorgaben und Massnahmen zu Händen der Politiker ausarbeiten.
Ob die neue Klimabewegung Erfolg haben kann, wird wohl auch davon abhängen, wie die verschiedenen Bewegungen es schaffen, die Menschen zusammenzubringen und dann auch politische Realitäten für die Veränderung zu schaffen.