Zunächst eine schwarze Zahl. Alle Jahre wieder berechnet die Finanzplattform «Financial News» die Profite im Investmentbanking. Sie nimmt dafür die Angaben von 7 grossen Banken, darunter der Branchenprimus Goldman Sachs, JP Morgan, Deutsche Bank und auch die UBS, die hinter verschlossenen Türen gerade ihr 150-jähriges Jubiläum feiert.
Milliardengewinne ...
Dabei werden die Vorsteuergewinne dieser Universalbanken seit 2006 bis Ende 2011 zusammengezählt. Die Zeitspanne umfasst die Boomjahre 2006 und 2007, die Krise von 2008 und die sogenannte Erholung bis heute. In diesen 6 Jahren wurden von diesen 7 Banken Vorsteuer-Gewinne in der Höhe von stolzen 124 Milliarden Dollar generiert. Ein hübscher Batzen.
... werden zu Multimilliardeneinkünften
Dafür gaben diese 7 Banken aber insgesamt 362 Milliarden Dollar für ihre Angestellten aus. Für die Putzfrau etwas weniger, für den zockenden Investmentbanker etwas mehr. Also knapp 3 mal so viel wie Profit generiert wurde. Trotz gegenteiligen Beteuerungen stieg bei 5 der 7 Banken auch letztes Jahr die sogenannte «compensation ratio», also das Verhältnis zwischen Gehältern und Ertrag, zugunsten der Banker. Allerdings nicht unbedingt bei der Putzfrau. So viel zur neuen Bescheidenheit. Die Zeche zahlte im gleichen Zeitraum der Steuerzahler, der mit Multimilliarden Banken retten musste, die sich verzockt hatten. Und natürlich der eigentliche Besitzer, der Aktionär.
Verlust wird zu Gewinn
Besonders absurd wird dieses Verhältnis bei der UBS, die auch in dieser Aufstellung die rote Laterne des Allerletzten trägt. Die Bank schmiss ihren Investmentbankern insgesamt 46 Milliarden Vergütung in den Rachen. Die stellten dafür im Schweisse ihres Angesichts einen Gesamtverlust von 51 Milliarden Dollar her. Der Beweis: Investmentbanking ist die einzige Tätigkeit auf der Welt, bei der aus Verlusten Gewinn geschlagen wird. Nicht viel besser sieht es übrigens bei der Credit Suisse aus. Die verzeichnete bis Ende 2010 immerhin einen schlappen Gewinn von 4,2 Milliarden. Allerdings erkaufte sie sich diesen Betrag mit Ausgaben von 37 Milliarden Dollar.
Profite müssen bezahlt werden
Seitdem vorher durchaus erfolgreiche und profitable Schweizer Banken sich in die Zockerhölle des Investmentbankings à la USA und England begeben haben, kamen sie in Teufels Küche, machten Milliardenverluste, gerieten ständig in die Bredouille von Haftungsprozessen und Bussenzahlungen. Währenddessen kannten ihre Aktienkurse, zum grossen Leid ihrer Besitzer, nur eine Richtung: steil nach unten. Der Börsenwert der beiden Flaggschiffe des Schweizer Banking schrumpfte auf ein Viertel und weniger, verglichen mit den Aktienkursen vor dem Eintritt ins Investmentbanking. Und dabei sind die wohl viel zu knappen Rückstellungen für Rechtshändel, denen sich die beiden Banken auch aktuell in den USA und anderswo ausgesetzt sehen, nicht mal einberechnet. Denn der Investmentbanker kassiert seinen Lohn ja weitgehend haftungsfrei. Seine Bank ist es nicht.
Warum wird der Unsinn nicht aufgegeben?
In der rational funktionierenden Realwirtschaft würde ein Geschäftszweig nicht erst nach 6 Jahren geschlossen, der unter Verursachung gigantischer Kosten und höchstem Risiko nur dünne Gewinne oder gigantische Verluste herstellt. Warum ist das bei den beiden Schweizer Banken anders? Nun, der allmächtige Boss der CS, Brady Dougan, ist Investmentbanker. Sein gerade mal wieder bei der UBS gescheiterter Vorgänger, Oswald Grübel, ist Investmentbanker. Und dessen UBS-Nachfolger Sergio Ermotti ist Investmentbanker. Investmentbanker können sich viel vorstellen. Ausser, dass ihre ureigenste Profession grösstenteils untauglich, unsinnig und brandgefährlich ist. Und im Vergleich zu den wirklichen Profiteuren verdient ja selbst ein Brady Dougan, der in einem Jahr auch schon mal knapp 100 Millionen einsteckte, nur Peanuts.
Die wahren Grossverdiener
Die Steigerung von Investmentbank-Zockerei heisst Hedgefonds. 2011 war für sie ein schlechtes Jahr, die meisten Anleger verloren Geld, alle Hedgefonds im Schnitt 5 Prozent. Aber nicht die Angestellten. Alleine die Top 40 der Branche kassierten laut einer Aufstellung von «Forbes» hübsche 13,2 Milliarden Dollar. Eine grosse Scheibe davon schnitt sich Raymond Dalio ab. Der Chef von Bridgewater Associates erwirtschaftete für seine Anleger eine nette Rendite von 20 Prozent und kassierte dafür, in einem Jahr, 3 Milliarden Dollar, ein Achtel des Gewinns. Die kann er behalten, auch wenn sich das Karussell jedes Jahr aufs Neue dreht. Der Spitzenreiter 2010, John Paulson, hatte damals sogar 4,9 Milliarden verdient. Und machte 2011 mit seinem Hedgefonds gröbere Verluste. Deshalb kriegt Paulson diesmal nur Peanuts, muss wahrscheinlich auf seinen Sparstrumpf zurückgreifen und rutscht in die Leichtlohnklasse von Brady Dougan ab.