Die folgenden fünf Punkte sind zentral in der Diskussion um den Entscheid:
Wie gross ist das Risiko eines Supergaus?
Das Risiko ist gering, das ist klar. Aber trotz des geringen Risikos hat es weltweit zwei grosse und einige kleine Unfälle in AKWs gegeben. Laut Statistik hätten es nicht so viele sein dürfen. Allein die Tatsache, dass es keine Versicherung für den Gau gibt, zeigt schon, dass die Risiken schwer zu schätzen und finanziell desaströs sind. Jeder Konservative sollte für Vorsicht sein und daher sicherheitshalber das Abstellen planen.
Fazit: Das Risiko ist klein, aber zu gross, um es wirklich zu riskieren.
Wohin mit dem Müll?
Zur Mülllagerung ist nicht viel zu sagen, der Fall ist klar: Es gibt noch keine Lösung für eine sichere Lagerung des Abfalls. Allerdings kommt es auf ein paar weitere Jahre AKW auch nicht an. Es spielt aber doch eine Rolle, wohin in den nächsten Jahren Geld fliesst: in die Verbesserung und Wartung von einigen wenigen auslaufenden AKWs oder in den Ausbau unserer Energiezukunft.
Fazit: Der Müll muss sowieso entsorgt werden, aber jedes Jahr wird das Problem etwas grösser.
Die Stromversorgung im Auge behalten
Die Netze haben bereits bewiesen, dass selbst das Abschalten aller Schweizer AKWs für einige Zeit verkraftbar ist (im 2015 waren alle AKWs gleichzeitig abgeschaltet). Diesen Winter geht neben Beznau noch Leibstadt für die Revision vom Netz, und unser Stromnetz wird immer noch funktionieren. Das zeigt, dass es möglich ist, die Schweiz mit Strom, welcher im Inland produziert wird, zu versorgen. Der Rest wird übergangsweise importiert.
Dabei kann man Kohlestrom auch ausschliessen. In anderen Ländern hat sich der Anteil von Wind- und Solarstrom in wenigen Jahren vervielfacht. Das könnten wir in der Schweiz ebenfalls erreichen, wenn erst einmal ein klarer Ausstiegspfad festgelegt ist. Eine rasante Entwicklung und Verbesserung der Technologien für erneuerbare Stromerzeugung und Speicherung macht den Umstieg immer einfacher.
Fazit: Technisch ist es lösbar, wenn die Planung stimmt.
Klimaschutz ist heikel
Neben Wind, Wasser und Sonne ist die Atomkraft eine CO2-arme Technologie. Der Klimawandel ist ein riesiges Problem mit dem Potential, die Erde nachhaltig für Menschen unbewohnbar zu machen. Deshalb ist der schnelle Umstieg von fossilen auf erneuerbare Energien zwingend. Einem Land mit Kohle- und Kernkraftwerken würde man wohl raten, erst aus der Kohle und dann aus der Kernkraft auszusteigen, denn das Risiko eines katastrophalen Klimawandels ist fast hundert Prozent und damit viel gefährlicher als ein Atomgau. Zudem wir sehen am Beispiel von Deutschland, dass es nicht damit getan ist, neue Anlagen zu bauen. Man muss auch alte Kraftwerke abschalten, damit der Markt nicht überschwemmt wird und die Preise in den Keller sinken.
Auch für die Schweiz macht es Sinn, Planungssicherheit zu schaffen und parallel zum Ausbau den Ausstieg festzulegen. Denn für die Wirtschaft und die Unternehmen ist Unsicherheit das schlimmste Szenario. Der Pfad in eine erneuerbare Zukunft wäre viel gradliniger mit einem klaren Zeitplan.
Fazit: Aussteigen dürfen wir nur, wenn wir auch bereit sind, den Ausbau der Erneuerbaren und Stromeffizienz-Massnahmen mit der nötigen Geschwindigkeit voranzutreiben. Dauerhafter Import von Dreckstrom ist keine Alternative.
Ist das alles nicht viel zu teuer?
Im Moment leben wir in der grotesken Situation, dass Strom immer billiger wird und deshalb nicht mal mehr ein Anreiz besteht, diesen sparsam zu nutzen. Im Vergleich zu allen Nachbarländern und auch zu den Generationen vor uns zahlen wir so wenig für Strom wie noch nie. Gleichzeitig gehen wir mit der Atomkraft ein gewaltiges Risiko ein und jammern, dass Alternativen zu teuer sind.
Dabei gibt es sowohl bezahlbare Alternativen für die Herstellung wie auch Geräte zum Sparen von Strom. Wenn der Strom nur wenig teurer wäre, dann würde sich beides lohnen, so dass wir am Ende für wenig mehr Franken sehr viel mehr Sicherheit, weniger Abfälle und schnelleren Ausbau hätten. Es ist erstaunlich, dass es sich eine der reichsten Nationen der Welt nicht leistet, für den Preis eines Kinoeintritts pro Monat die Energieversorgung für das 21. Jahrhundert fit zu machen.
Fazit: Beim Strom ist die Umstellung und der Ausbau vergleichsweise günstig zu haben und schafft erst noch viele Arbeitsplätze im Inland.
Quintessenz: Die Fakten zeigen, dass ein Ausstieg technisch und finanziell machbar ist. Ein Ja würde die Energiewende beschleunigen und absichern, ein Nein wird wieder zu mehr Unsicherheit im Strommarkt führen und die Planung für die Unternehmen erschweren.