Fast drei Viertel der Italiener fürchten sich vor Anschlägen islamistischer Terroristen. Laut einer am Freitag vom italienischen Fernsehsender Raitre veröffentlichen Meinungsumfrage halten 72 Prozent der Befragten Terrorattacken des “Islamischen Staats” (IS) für möglich. Die Umfrage war vom Meinungsforschungsinstitut Ixè für die Sendung Agorà durchgeführt worden.
Mit Schrecken beobachtet Italien, dass sich die IS-Terroristen immer mehr in Libyen festsetzten. Mit Schnellbooten könnten sie in kurzer Zeit von ihren Hochburgen in Libyen nach Sizilien, Apulien, Basilicata oder Kalabrien gelangen. Doch auch an Bord der überfüllten Flüchtlingsboote können Terroristen schon heute von Sirte oder vom “Kalifat von Derna” aus nach Lampedusa oder aufs italienische Festland übersetzen. Laut italienischen Zeitungen hat die Küstenwache bereits einige als Flüchtlinge getarnte IS-Milizionäre festgenommen, so am vergangenen Sonntag.
"Absolute Priorität"
Die italienische Regierung und die Sicherheitskräfte sind alarmiert. Der italienische Innenminister Angelino Alfano hatte schon Anfang der Woche betont, Libyen habe nun “absolute Priorität”. Die Regierung fürchtet, dass die Terroristen sehr bald auf dem italienischen Festland aktiv werden. Von Sirte nach Sizilien sind es 500 Kilometer und von Tripolis nach Lampedusa 250 Kilometer.
Zwar ist das Mare Nostrum stark befahren und stark bewacht, doch nicht so stark, dass es einzelnen Booten nicht möglich wäre, nach Italien zu gelangen.
"Nie dagewesene Massenflucht"
Laut der englischen Zeitung “Daily Mail” will der “Islamische Staat” eine halbe Million Menschen in Flüchtlingsbooten Richtung Italien treiben. Das würde im italienischen Süden ein Chaos auslösen. Zehntausende Flüchtlinge würden dann ertrinken. Im allgemeinen Durcheinander könnten dann bewaffnete Terroristen aufs Festland übersetzen. “Wir laufen Gefahr, einer noch nie da gewesenen Massenflucht ausgesetzt zu sein“, erklärte Angelino Alfano.
Ein Teil der Boote mit Flüchtlingen würde in Libyen starten. Zusätzlich, so schreiben italienische Medien am Samstag, könnten die Terroristen in Griechenland, der Türkei und in Nahost-Staaten Frachtschiffe kapern, sie mit Flüchtlingen bevölkern und sie dann Richtung Italien dirigieren.
Kein Kreuzzug in Libyen
Der Mord an 21 koptischen ägyptischen Christen in Libyen hat Italien zusätzlich aufgeschreckt. Als Ägypten nach dem Massaker Stellungen des “Islamischen Staats” in Libyen bombardierte, waren sofort wohlwollende Stimmen aus Italien zu hören. Italienische Medien berichteten schnell, Italien würde sich an einer militärischen Operation gegen den Islamischen Staat in Libyen beteiligen. Doch die Regierung Renzi hat inzwischen eine militärische Intervention in Libyen ausgeschlossen. Außenminister Paolo Gentiloni sagte: ”Italien möchte sich nicht auf Abenteuer und noch weniger auf Kreuzzüge in Libyen einlassen“.
Laut der am Freitag veröffentlichten Umfrage von Raitre lehnen 63 Prozent der Befragten ein militärisches Eingreifen Italiens in Libyen ab. Für eine militärische Aktion sprechen sich 27 Prozent aus; zehn Prozent haben keine Meinung.
Geforderte Schweizer Garde
Der Mord an den 21 christlichen Kopten hat auch die Angst genährt, dass der sunnitisch dominierte “Islamische Staat” es zunehmend auf Christen abgesehen hat. Und wer bietet sich da symbolträchtiger an als das christliche Bollwerk Italien”. In einem Video haben die Terroristen schon angekündigt, Rom und den Vatikan zu erobern.
Es wäre dann an der Schweizer Garde den Papst gegen Angriffe der Terroristen zu verteidigen.