Meteorologen sagen in südlichen Regionen Spitzenwerte von bis zu 48 Grad voraus. Doch auch in Mittelitalien und teilweise sogar im Norden werden Werte von um die 40 Grad prognostiziert. Ilmeto.it bezeichnet die Hitzewelle als „extremes Ereignis“. In den Städten, wie in Rom, stöhnen schon jetzt nicht nur die Italiener, sondern vor allem auch die Hitze-ungeübten Touristen.
Ein ausgedehntes subtropisches Hochdruckgebiet werde sich vom Inneren der Sahara bis zum Mittelmeerraum erstrecken, erklären die Meteorologen. Selbst auf 1500 Metern Höhe soll es noch 30 Grad warm werden.
„Extremes Ereignis»
In Sizilien und Sardinien werden Werte von über 45 Grad vorausgesagt. Im Landesinnern von Sizilien und auf der apulischen Hochebene könnte es bis 48 Grad heiss werden. Diese Werte liegen 5 bis 10 Grad über den klimatologischen Referenzwerten. „Wir haben es mit einem extremen Ereignis zu tun, für das es nur wenige Präzedenzfälle gibt“, sagen die Meteorologen.
Seit Wochen brennt es in Italien. Nicht nur im Süden. Es ist zu befürchten, dass die Hitzewelle weitere Brände begünstigt. Laut Polizeiangaben sind viele der Feuer gelegt – wie jedes Jahr. Allein im Westen Sardiniens haben die Feuer bisher zwanzigtausend Hektar Wald und Landwirtschaftsgebiet zerstört.
Zwar regnet es zum Teil im Norden des Landes noch. Auch teils weitere schwere Gewitter sind angesagt, doch das Wetter wird sich in den nördlichen Regionen bald bessern. Auch in Norditalien werden Spitzenwerte vorausgesagt.
„Tutti al mare“?
Die Hitzewelle trifft das Land, wenn in Italien einer der wichtigsten Feiertage bevorsteht: Der „Ferragosto“, der 15. August, gilt als Höhepunkt des Sommers. An diesem magischen Tag steht das Land still. Früher galt: „Tutti al mare“. Wer an Ferragosto nicht mindestens einen Fuss ins Meer setzt, so hiess es, ist kein richtiger Italiener. Das ist vorbei. Viele Italienerinnen und Italiener im Innern des Landes haben das Geld nicht mehr, um ans Meer zu fahren. Sie scheuen die an Ferragosto speziell hohen Preise an den Stränden und in Restaurants.
Die Wirtschaftslage zwingt viele dazu, keine längeren Ferien zu machen. Laut Umfragen machen über 80 Prozent der Italiener pro Jahr höchstens ein paar wenige Tage Urlaub – und wenn sie Ferien machen, dann an Ferragosto. Auch Ministerpräsident Mario Draghi gehört dazu. Er wird bis Ferragosto im umbrischen Städtchen Città delle Pieve mit seiner Frau Serenella einige wenige Ferientage verbringen.
Und dann geht es bergab
„Ferragosto“ geht auf den lateinischen Ausdruck „Feriae Augusti“ zurück: die Ferien des Augustus, des ersten römischen Kaisers. Augustus bestimmte, dass dieser Tag arbeitsfrei sei, und zwar für alle, auch für die Sklaven.
Früher dankten die Wohlhabenden, die Padroni, an diesem Tag den Untergebenen, übermittelten ihnen ihre guten Wünsche und offerierten ein Geschenk. Der 15. August bedeutete auch das Ende der mühsamen Erntezeit.
Die bevorstehende Hitzewelle wird in diesem Jahr nicht nur ältere Leute dazu bewegen, an Ferragosto zu Hause zu bleiben, die Fensterläden zu schliessen und den Fernseher einzustellen.
Und alle wissen: nach Ferragosto geht es bergab, dann geht der Sommer langsam vorbei.
(J21)