„Die römische Kurie braucht mehr Selbstkritik, sie muss sich neuen Begebenheiten anpassen, sie muss besser werden.“ Die Weihnachtsbotschaft des Papstes an sein kirchliches Personal ist ein Donnerschlag. Viele in der Kurie seien „krankhafte Karrieristen“. „Rivalität und Eitelkeit“ würden herrschen. Die Kirche sei „ein kranker Körper“, den es zu heilen gelte. „Verhaltet euch nicht wie eine geschlossene Gesellschaft“, rief Franziskus den perplexen Würdenträgern zu.
Insgesamt 15 Krankheiten der Kurie hat der Papst aufgezählt. Dazu gehören die „spirituelle Alzheimer-Krankheit“, „mondänes, exhibitionistisches Verhalten“. Der Materialismus greife um sich, einige würden mehr und mehr materiellen Gütern nachjagen. In Anspielung auf Missbrauchsfälle entschuldigt sich Franziskus erneut für das „Doppelleben“ der Schuldigen. Einige in der Kurie würden sich „unsterblich, immun und unentbehrlich“ halten. Ein Besuch auf einem Friedhof könne dazu dienen, einiges zu lernen. „Ihr seid keine unsterblichen Chefs“, rief Franziskus. Einige hätten ein „Herz aus Stein und einen steifen Hals“.
Während Franziskus‘ Vorgänger an Weihnachten die klassischen Friedensstereotypen dahinsäuselte, hielt Francesco den Purpurträgern eine eigentliche Standpauke. „Es war ein Blitz aus heiterem Himmel“, sagt ein Priester. Italienische Zeitungen nennen die Botschaft eine „bastonata“, einen Stockschlag.
Während der deutsche Benedikt alles tat, damit sich nichts bewegt, bewegt Franziskus. Es ist der berühmte Schritt in die richtige Richtung. Doch das genügt nicht. Die katholische Kurie ist ein Koloss, schwerfällig wie ein übergewichtiger Saurier. Franziskus deutet immer wieder an, dass er mit den Reformen viel weiter gehen möchte. Doch er hat bereits erfahren müssen, dass die alten Kurienherren auf ihrem teils grotesken Weltbild verharren.
Auch ein Papst stösst an seine Grenzen. Franziskus war vor wenigen Tagen 78 Jahre alt geworden. Er wird wohl seine Institution nicht mehr grundlegend reformieren können.
Solange die Kirche nicht endlich in Sachen Priesterehe, Sexualität, Verhütung und Homosexualität ihre Haltung grundlegend ändert, werden ihr weiter die Schäfchen davonlaufen. Das tun sie heute in Scharen. Vielleicht greift Franziskus diese Themen in der nächstjährigen Weihnachtsbotschaft auf. Da würde er wohl gebremst.