Aber was für Kunst ist das, um die seit fünf Jahren in jeder Budgetdebatte des Stadtparlaments episch gestritten wurde? Bald kann man sie sehen. Im Frühjahr 2014 soll das Ungetüm in Zürichs Altstadt aufgebaut werden, und zwar im Rahmen von «Zürich Transit Maritim», wie die Aktion in gutem Event-Deutsch heisst. Natürlich gibt das weiterhin heftig zu reden, und damit ist die entscheidende Anforderung an den Kunstcharakter offenbar bereits erfüllt: Kunst müsse zum Denken anregen, betonen die obsiegenden Ratsmitglieder aus dem links-grünen Parteienspektrum der Stadt.
Sie folgen damit einer postmodernen Orthodoxie, die für einen allmählich verödeten, gedankenleeren, aber umso wirksamer propagierten Mainstream der Produktion und Theorie von Kunst steht. «Intervention» ist Schlüsselwort und Blankocheck dieses Konzepts. In welch ermüdenden Variationen hat es nicht schon darauf abgezielt, «mit Kontexten zu interagieren», «Sehgewohnheiten zu verändern» und «Konventionen ironisch-subversiv aufzubrechen»!
Solche Kunst braucht den öffentlichen Raum; nur hier findet sie die Gegen- und Widerstände für ihre Aktionen. Öffentlichen Charakter hat sie aber auch dadurch, dass einzig das Gemeinwesen sie ermöglicht und finanziert. Und genau daran krankt das Interventionsparadigma schon immer: Es gibt sich rebellisch, hängt aber an staatlicher Kulturbürokratie und behördlicher Förderung. Als Kunst ist der Hafenkran das Monument eines längst toten Konzepts. Als Event kann man ihn (vielleicht) lustig finden.