Die Öffentliche Hand finanziert Kultur und wird hierbei politisch kontrolliert. Wie alles in der Demokratie sind Kulturausgaben umstritten: Sind die Millionen für Kunst-, Schauspiel-, Konzert- und Opernhäuser zu rechtfertigen? Ist es Aufgabe des Staates, die Kulturbedürfnisse einer dünnen Gesellschaftsschicht zu subventionieren? Und sind die zu grossen Teilen aus der Vergangenheit stammenden Bestände der sogenannten Hochkultur für die heutige Zeit wirklich unabdingbar? Bislang kommen die hohen Betriebsbeiträge und Investitionen in Parlamenten und Plebisziten meistens durch. Doch die kritischen Stimmen sind lauter geworden. Bei knapper werdenden Mitteln wird sich der Gegenwind verstärken. Die Gründe zur Förderung elitärer Hochkultur werden demokratischen Härtetests ausgesetzt sein. Zur Rechtfertigung staatlicher Kulturbudgets wird gern mit wirtschaftlichen Effekten argumentiert: Die damit ermöglichten Angebote machten eine Stadt für hochqualifizierte Zuwanderer und Kulturtouristen attraktiv. Wenn es politisch hart auf hart geht, wird dies nicht ausreichen. Es braucht vielmehr starke Gründe in der Hochkultur selbst, etwa: dass sie uns die dingliche Welt, das Wesen des Menschen, die Kräfte und Abgründe des Zusammenlebens erklärt; dass sie Ängste und Sehnsüchte benennt; dass sie uns sehen, hören, fühlen und sprechen lehrt; dass sie Wahrnehmung schärft, Emotionen kultiviert, Geschmack und Urteilskraft bildet. Dies öffentlich zu erläutern, bevor es nur noch ums Geld geht, ist die grosse kulturpolitische Aufgabe. (Urs Meier)