Er ist verschwunden, aber unerwartet taucht er wieder auf. Dem Wort nach müsste der Pöbel eigentlich immer da sein, weil das Wort auf das lateinische "populus", Volk, zurückgeht. Aber es hat sich eingebürgert, mit diesem Wort unkultivierte Ansammlungen des Volkes zu bezeichnen.
Mit „Pöbel“ sind immer die anderen gemeint. Und wenn der Pöbel ganz besonders unangenehm auffällt, spricht man vom „Mob“. Das Wort stammt vom lateinischen „mobilis“, was so viel wie beweglich und wandelbar heisst. Mobilität ist also nicht nur etwas Gutes. Wenn der Mob irgendwo auftaucht, droht Unheil. Oder ist es genau umgekehrt, dass Pöbel und Mob dann auftreten, wenn das Unheil schon da ist und sie dieses nur verschlimmern?
Wenn die staatlichen und sozialen Verhältnisse intakt sind, gibt es zwar das Volk, das zur Arbeit und zu Abstimmungen geht, aber weder Mob noch Pöbel. Beide rotten sich erst dann zusammen, wenn die Ordnung zusammenbricht. Dann toben sich jene niederen Instinkte aus, die durch die Ordnung unter dem Deckel gehalten werden.
Der Firnis der Zivilisation sei dünn, wird immer wieder gesagt, und manche spotten darüber, denn sie halten die damit verbundenen Warnungen für übertrieben. Aber leider ist es so, dass unter diesem Firnis nicht einfach nur der unverdorbene, gute Mensch zu finden ist, sondern auch der andere, der Dinge tut, die er sich vorher nicht vorgestellt hätte. Es ist immer wieder bitter, diese Lektion zur Kenntnis zu nehmen. (S. W)