Sie soll ja auch ein vieldiskutiertes und polarisierendes Phänomen auf den Punkt bringen. Aber stimmt das Wortbild mit der Teppichetage wirklich? Ich habe da grössere Zweifel.
„Auf der Teppichetage befinden sich die Arbeitsplätze der höheren, bzw. leitenden Angestellten einer Firma“, liest man auf einer Auskunftsseite im Internet. Ich halte das für eine eher veraltete Aussage. Nach meinen Beobachtungen zeichnen sich heutzutage repräsentative Büros von Top-Managern und Grossverdienern nicht durch Teppiche aus, schon gar nicht durch Spannteppiche. Mehr im Trend sind dort gediegene Parkettböden, vorzugsweise aus allerlei edlen Hölzern.
Teppiche –namentlich die im Vergleich zum exklusiven Parkett preisgünstigen Spannteppiche – zählen nach aktuellem Stand der Dinge vornehmlich in den unteren Etagen der Firmenhierarchie zur allgemeinen Büro-Ausstattung. Und dort sind in aller Regel auch nicht die Grossakrobaten der Abzockerei am Werk.
Deshalb der Rat an Medienschaffende: Hütet Euch vor dem unbedachten Einsatz der beliebten Teppichetage-Metapher. Allerdings ist der Hinweis auf die oft abwesenden Teppiche in modernen Chef-Büros wiederum nicht zu verabsolutieren. Zum Beispiel ist das Oval Office im Weissen Haus auch unter Obama immer noch mit weichem Teppich ausgestattet. Der amerikanische Präsident bezieht zwar ein anständiges Gehalt, aber als Abzocker wird er gemeinhin nicht beschimpft.
R.M.