„Wo bleibt das Positive?“, fragte einst Erich Kästner, und wir haben es nun endlich gefunden. Die NZZ meldete am 28 Juni 2011, Australien habe „in vieler Hinsicht Erfolgsgeschichte geschrieben“. Aber da haben wir uns zu früh gefreut. Denn kein Kontinent kann Geschichte schreiben, auch keine Erfolgsgeschichte. Geschichte schreiben Historiker. Und das dann eher in „vielerlei Hinsicht“ und nicht in „vieler Hinsicht“.
Nun ist es ein bisschen billig, auf der NZZ herumzuhacken, nur weil sie nachplappert, was heute überall zu hören ist: Fussballer schreiben Fussballgeschichte, Tennisspieler entsprechend Tennisgeschichte, und Politiker schreiben eine (Welt-) Geschichte nach der anderen. Das könnte denen so passen. Es ist dagegen gut und richtig, zwischen Akteuren und Beobachtern zu unterscheiden. Denn sonst würden uns die Akteure ganz nach ihrem Belieben noch mehr Geschichten auftischen.
Apropos Geschichten: Die Welt ist neuerdings voller Krimis. Da gibt es bei einem knappen Wahlausgang einen „Wahlkrimi“. Wenn das Wetter verrückt spielt, haben wir es natürlich mit einem „Wetterkrimi“ zu tun, und in Kroatien gab es einen Davis-Cup-Krimi, wie die FAZ am 6. März meldete. Schade. Nicht alles, was uns aufregend oder spannend vorkommt, ist ein Krimi. Zum Krimi gehört eine kriminelle Handlung.
Machen wir uns zu viele Sorgen um den schlampigen und entstellenden Gebrauch von Worten? Könnte sich diese Sorge als „unbegründet erweisen“? Das geschieht angeblich mit so vielen Sorgen oder Ängsten. Die Angst vor einem Überfall, einem Flugzeugabsturz oder einer anderen Katastrophe wird neuerdings nur deswegen als „unbegründet“ bezeichnet, weil ein befürchtetes Ereignis diesmal nicht eingetreten ist. Die Sorge, einen Verkehrsunfall zu erleiden, erweist sich also jedes Mal dann als „unbegründet“, wenn ich heil nach Hause komme. Wunderbar, ab sofort schnalle ich mich nicht mehr an. Und die nächste Vorsorgeuntersuchung ist gestrichen.
S.W.