Eine Blutampulle, ein Hautpartikel, eine Wunderheilung, zwei unlängst verstorbene Päpste, erhoben zur Ehre der Altäre – man fühlte sich an diesem Sonntag, dem 27. April 2014, ins Mittelalter zurückversetzt. Als hätte es nie einen Luther und nie eine Reformation gegeben, feierte Rom sich selbst: zentralistisch, triumphalistisch, antimodernistisch wie eh und je.
Zugegeben, Papst Franziskus hatte die Causa von seinem Vorgänger geerbt. Eigene Akzente setzte er jedoch keine: weder in der Liturgie noch in der Predigt. Und liess dadurch einmal mehr Zweifel aufkommen, ob er wirklich willens und imstande sei, am Kurs der katholischen Kirche Grundsätzliches zu verändern. In seinem apostolischen Schreiben „Freude des Glaubens“ hatte er Kritik am römischen Zentralismus und Ämterverständnis geübt und mehr Kollegialität, mehr synodale Strukturen gefordert. Die Signale, die von der Feier des vergangenen Sonntags ausgingen, weisen in die entgegengesetzte Richtung. Zwar wurde mit Johannes XXIII. der Papst heiliggesprochen, der mit der Einberufung des Konzils zu einer Öffnung der katholischen Kirche hatte beitragen wollen. Mit der gleichzeitigen Kanonisierung von Johannes Paul II. wird dieses Bemühen aber gewissermassen neutralisiert und aufgehoben.
Es allen recht machen, indem man einen fortschrittlichen und einen restaurativen Papst heiligspricht, und damit alles beim Alten lassen – ist es das, was der neue Pontifex zu bieten hat? Wenn es so wäre, dann ginge dieser 27. April 2014 als schwarzer Tag in die Kirchengeschichte ein.