Denn die Protestbewegung Pegida, ausgeschrieben: „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ , fegt alles vom Tisch, was in den letzten Jahrzehnten an Toleranz erreicht worden ist. Mehrfach hat diese Gruppierung in Dresden um die 10.000 Demonstranten auf die Strassen gebracht. In der vergangenen Woche haben sich gleich drei Talkshows der deutschen öffentlich rechtlichen Sender damit befasst.
Pegida zeigt, wie wenig die Vernunft gegen Emotionen ausrichten kann. Zahlen und Fakten zählen nicht. In Dresden gibt es weitaus weniger Muslime und Migranten als in anderen Regionen Deutschlands. Aber die Emotionen haben nicht nur den bekannten rechten Untergrund erfasst, sondern auch den, wie es so schön heisst, „Mittelstand“. Es ist eben nicht so, dass der Mittelstand ganz selbstverständlich demokratische Positionen einnimmt.
Die etablierten Parteien grenzen sich gegen Pegida ab. Die noch junge AfD beteiligt sich zumindest in Teilen am Aufstand der radikalisierten Intoleranz. Das Ganze ist ein Symptom. Völkische Gruppierungen haben in Europa mehr und mehr Erfolg. Aber wie kann es gelingen, eine Bewegung gegen diese Re-Barbarisierung Europas in Gang zu setzen? Sind unsere Grundsätze von Freiheit und Weltoffenheit hohl geworden? Europa hat nicht nur mit dem Euro ein Problem. Es hat auch ein Problem damit, seinen geistigen Werten wieder mehr Geltung zu verschaffen.