Wenn die Zeiger der Uhr zwanzig nach acht anzeigen, versinnbildlichen sie heruntergezogene Mundwinkel. Und „Null acht fünfzehn“ – so die Schülerin – bedeute ja „langweilig, griesgrämig, abgestanden, mittelmässig“.
Da war die Schülerin mit ihrer Interpretation allzu kreativ. Der Begriff „Null acht fünfzehn“ leitet sich nicht von den Uhrzeigern ab. Er ist ein Kriegsprodukt.
Während des ersten Weltkrieges setzten die Deutschen ein Maschinengewehr mit der Bezeichnung 08/15 ein. Das MG 08/15 war die leichte Version des MG 8, das schon Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland produziert wurde. Der leichte Typus wurde während des Krieges entwickelt und ab 1917 der Truppe abgegeben.
Die Waffe hatte aber nicht den besten Ruf. Die Soldaten wussten, dass sie auf einer alten Technologie beruhte. Die Qualität des Materials liess zu wünschen übrig, immer wieder traten Fehler auf. Das Gewehr war eben „nichts Besonderes, blöder Durchschnitt“.
Die Truppe war zudem in den letzten zwei Kriegsjahren kriegsmüde. Das tägliche Exerzieren und das ständige Üben mit dieser Waffe empfand sie als lästig, als mühsam, als sinnlos, als langweilige Routine. Auch daher könnte der Begriff 08/15 abgeleitet werden.
So ist denn „Nullachtfünfzehn“ ("nullachtfuffzehn) in unseren Sprachschatz eingedrungen. Noch heute bedeutet der Begriff „langweiliger Durchschnitt, nichts Besonderes, nichts Auffallendes“.
Hundert Jahre nach Beginn des 1. Weltkrieges erinnern wir uns daran.