Nun auch Mali. Seit dem Militärputsch vom 21. März 2012 haben schon mehr als 250'000 Menschen das Land wegen der zunehmenden Gewalt und des Hungers verlassen. In Berlin wird inzwischen laut über eine „Mali-Mission“ nachgedacht, wobei die Bundeswehr diesmal nicht direkt zum Einsatz kommen soll. Vielmehr müsse unter Federführung der Afrikanischen Union mit einem Mandat der UNO interveniert werden. Die Deutschen würden für die Ausbildung einheimischer Soldaten und Sicherheitskräfte sorgen. Das seien die Lehren aus Afghanistan, wird offiziell gesagt. Es ist klar: Die Berichte über die Massaker und alles, was damit zusammenhängt, sind der pure Horror. Was heisst das aber für den Westen? Hat er sich als Weltpolizist bewährt? Eher nicht. Und wer hat ihn dazu ernannt? Er selbst. Er kann gar nicht anders, denn die Imperative der Menschenrechte sind zwingend. Aber dem Westen mangelt es an zwei Einsichten. Das Mittel der Gewalt zur Durchsetzung des Rechts gebiert immer auch Unrecht. Am Ende mag das Gute die Oberhand gewinnen, aber das muss nicht sein. Und der Westen ist mit sich selbst nicht im Reinen. Wie gehen wir zum Beispiel mit Flüchtlingen aus Afrika an den Grenzen Europas und mit Asylanten in unseren Lagern um? Sind wir nicht schon da überfordert? Wozu eine neue „Mission“, wenn wir bislang schon an unseren Hausaufgaben scheitern? Wohlgemerkt, dies ist kein Plädoyer für arrogantes Schulterzucken, aber eines für Selbsterkenntnis. Denn die gehört auch zur Moral. (Stephan Wehowsky)