Man kann sich über die Leute lustig machen, die davon ausgehen, dass am 21. Dezember die Welt untergeht, und sich gleichzeitig Notvorräte für das Leben danach zulegen. Man kann sich aber auch fragen, was hinter einer solchen Verhaltensweise steckt. Das Weltende, die Apokalypse kommt in so gut wie allen Schöpfungsmythen vor und ist ein wesentlicher Bestandteil auch des jüdisch-christlichen Weltbildes. Das ist nicht weiter verwunderlich. Denn was geschaffen wurde, wird eines Tages auch wieder vergehen. Wir sehen das in der Natur. Wir sehen es in unserem persönlichen Leben. Was aber kommt danach? Auch diese Frage hat die Menschheit von jeher beschäftigt. Im jüdisch-christlichen Denken ist es die Ankunft bzw. die Wiederkunft es Messias, und es ist das jüngste Gericht, das tagt, wenn das Leben auf Erden zu Ende ist. Auf dieses Ereignis haben sich Christen bis weit in die Neuzeit hinein vorbereitet, indem sie gute Werke verrichteten, Messen lesen liessen, Ablässe bezahlten und versuchten, ein gottwohlgefälliges Leben zu führen. Denn auch sie gingen davon aus, dass es nach dem Weltende irgendwie weitergehe und sie dann zu denen gehören, die gerettet werden. Diese Hoffnung scheint unausrottbar, der Wunsch, sich ihrer zu versichern, ebenfalls. Deshalb sind die Notfall-Pakete, die in den letzten Wochen gewinnbringend verkauft wurden, im Grunde wohl nicht viel anderes als die säkularisierte Form jenes Ablasshandels, mit dem die katholische Kirche über Jahrhunderte hinweg so gute Geschäfte gemacht hatte. (Klara Obermüller)