Ich könnte über das Zonenverbot für Asylsuchende in Bremgarten schreiben oder über eine rassistische Beleidigung in einer Zürcher Luxus-Boutique. Aber es gibt Schwererwiegendes. Der Stil, lies übler Geschmack, den man von der SVP mit ihren schwarzen Schafen, vom Front national in Frankreich oder von den frischen Neo-Nazis in Nordeuropa kennt, grassiert nun auch auf Regierungsebene. In Grossbritannien. Zwei Kleinbusse des Innenministeriums zirkulierten in armen Londoner Quartieren mit viel Einwanderern. Diese sahen auf einem Riesenplakat Handschellen in Übergrösse und die Warnung: "Illegal in Grossbritannien? Geh heim oder gewärtige die Verhaftung". Eine offizielle Telefonnummer für Hilfe zur Abreise war angegeben. Das unabhängige Aufsichtsorgan für Werbung musste wegen zahlreicher Beschwerden eine Untersuchung einleiten. Premierminister Cameron liess ausrichten, dass die Kampagne - die landesweit vorgesehen war - preisgünstiger sei als Zwangsausschaffungen. Der wirkliche Grund: Die konservative Regierungspartei verliert Stimmen an die nationalistische, antieuropäische und fremdenfeindliche Ukip (Unabhängigkeitspartei). Es ist für eine Regierung absolut legitim und notwendig, gegen die illegale Einwanderung vorzugehen, nicht aber rassistische Reminiszenzen zu wecken, die in den letzten Jahrzehnten mit eben dem von rechtsextremen Gruppen propagierten Slogan "Go home" immer wieder den sozialen Frieden und die öffentliche Ordnung bedroht hatten. (Ulrich Meister)