Gerade im Zusammenhang mit dem vor wenigen Tagen verübten tierischen Familienmord in der Siedlung Itamar in der Westbank ist es angebracht, nicht in Verallgemeinerungen zu verfallen, auch wenn es schwer fällt nach einer menschlich nicht nachvollziehbaren Schlächterei einen kühlen Kopf zu bewahren.
Persönliche Erfahrungen
Das fällt umso schwerer, als auch nach diesem Mord in den palästinensischen Gebieten, vor allem im Gazastriefen, zur Feier des Tages Süssigkeiten verteilt worden sind. Doch standhaft bestehe ich darauf, unsere einheimische arabische Minderheit nicht mit extremistischen Palästinensern in der Westbank oder im Gazasteifen in einen Topf zu werfen – auch wenn das nicht immer leicht ist.
Als jemand, der sich um Kontakte mit israelischen Arabern bemüht, versucht über sie und ihre Kultur zu lernen und über teilweise intensive Freundschaften mit ihnen ins Gespräch kommt, komme ich wiederholt zu überraschenden Einsichten. Zwar gibt es einige vorläufige Unveränderlichkeiten, die, so denke ich, in Traditionen fussen, die einem modernen Westler völlig fremd bleiben und höchsten von wahrnehmungsgestörten Multikultifantasten und reaktionären Islamisten wider besserem Wissen „verstanden“ werden.
Anpassungsprozesse an die Moderne
Solche Traditionen können schwerlich im Stil eines Atatürks einfach verboten werden – viele der israelischen Araber arbeiten daran, sich der Moderne anzupassen. Prozesse wie diese werden nicht innert einer Generation abgeschlossen, doch viel ist schon erreicht, sei es bei der Vielweiberei, Frauenrechten und mittelalterlichen Scharia-Strafen, das nicht in die heutige Zeit gehört.
Anhand von mir persönlich erlebten Beispielen aus dem arabisch-jüdischen Zusammenleben in Israel möchte ich eine wenig bekannte Realität aufzeigen. Jede der beschriebenen Personen kenne ich persönlich und habe sie schätzen gelernt, auch wenn ich nicht immer mit ihrer Sicht der Dinge einverstanden bin. Doch in der israelischen Demokratie sind sie frei, sich so zu benehmen, wie sie wollen. Das Recht zur freien Meinungsäusserung gilt für alle, auch wenn nicht wenige jüdische Rechtsgewickelte das nicht gerne sehen. Wo notwendig, habe ich Namen geändert (*), denn ganz so frei wie das jüdische Israel ist die arabische Gesellschaft leider noch nicht.
Mustafa -orthodoxer Muslim ohne Bart
Ich denke an Mustafa, einem orthodoxen Muslim aus dem israelischen Dreieck, der ein ansehnliches Bauwarengeschäft in Jatt besitzt. Mustafa ist ein gut aussehender und elegant gekleideter Mann. Einen Bart trägt er nicht, doch versucht er muslimische Regeln einzuhalten, wie das fünfmal tägliche Beten. Von Demokratie hält er nicht viel, der Koran sage ihm wo es durchgeht. Für Mustafa ist der Koran die Richtschnur zum täglich Leben und zu seiner eigenen Verhaltensweise, aber nicht die Anleitung andere zu hassen und zu töten.
Sein Koran ist nicht der Koran der islamistischen Irren von heute, es ist der Koran, der Blütezeit islamischer Kultur, aus der Zeit von Andalus und Baghdad, als der Islam kulturell und zivilisatorisch dem europäischen Westen Welten voraus war. Arabische Gelehrte übersetzten die hellenistischen Klassiker und entwickelten die Algebra, als in Europa noch finsterstes Mittelalter herrschte. Die Hauptstadt Bagdad wurde zur modernsten Stadt der Welt mit über 700 öffentlichen Bibliotheken. Die arabische Welt war offen für die Aussenwelt, der sie viel gab und von ihr viel integrierte.
Doch nach 1100 AD erstarrte der Islam mehr und mehr in Orthodoxie, es setzte Stagnation ein. So gesehen, ist der heutige tonangebende Islamismus ein gewaltiger Schritt weg von den geistigen und materiellen Errungenschaften jener Zeit, in der literarische und wissenschaftliche Leistungen, Fortschritt und Interessen den Ton bestimmten - heute unternimmt er Schritte vorwärts in die Barbarei.
Mustafa will sich dieser Situation nicht anpassen. Er meint den echten, menschenbezogene Islam gäbe es seit über fünfhundert Jahren nicht mehr. Er anerkennt nur den zwar undemokratischen aber auf Allahs Liebe und Fürsorge bauenden Islam. Bis sein Islam die muslimische Gesellschaft wieder zurückerobert haben wird, arrangiert er sich mit der israelischen Demokratie, deren Vorteile er schätzt und nutzt. Er scheint sie als zweitbeste Lebensart zu sehen. Immerhin ist er stolz in Jatt zu leben, der israelisch-arabischen Stadt in Israel mit den zahlreichsten Hochschulabschlüssen, weit vor allen andern arabischen Städten. „Dort lebt“, so sagt Mustafa, „die wirkliche Elite israelischer Araber“. Das Wort „Palästinenser“ benutzt er nicht, macht mich aber darauf aufmerksam, dass Palästinenser ausserhalb Israels ihn und alle Araber Israels „Israelis“ nennen.
Eit Abu-Zakika – engagiert in der israelischen Bürgergesellschaft
„Frage dich, was du der Gemeinschaft beiträgst und nicht was dir die Gemeinschaft gibt“ sei sein Leitspruch, sagt Eit Abu-Zakika (über ihn gibt es einen ausführlicher Zeitungsartikel im my-net, sodass er Anonymität nicht braucht) aus der Nachbarstadt Jatts, Baka Al-Gharbiya. Ein rundlicher kleiner Mann mit blitzender Glatze, der sich über sein Leben in der israelischen Demokratie begeistern kann, denn er lebt sie aus.
Statt über Ungerechtigkeiten zu jammern, die es für israelische Araber durchaus gibt, trägt er der israelischen Gesellschaft freiwillig bei. Ich lernte ihn in der Herzintensivstation eines Spitals kennen, umlagert von Freunden. Soeben wurde ihm durch eine Angioplastie das Leben gerettet und das wurde gefeiert. Eine gemischte Gruppe jüdischer und arabischer Frauen und Männer sassen um sein Bett herum. Stolz zeigte er mir den neuen Laptop, den ihm seine Familie heute zur Feier seiner Rettung gerade geschenkt hatte. Gesprochen wurde, seiner jüdischen Freunde wegen, Hebräisch.
Eit besitzt eine Reinigungsfirma für industrielle Anlagen und Wohnhäuser. Was ihn aber beschäftigt ist die Frage: „Wie kann ich meinen Teil zur Zivilgesellschaft, in der ich lebe, beitragen?“ Er tut das als freiwilliger Fahrer und Sanitäter des Magen David Adom, dem Roten Davidstern, der israelischen Notfallorganisation des Roten Kreuzes. Vier seiner sieben Kinder tun das auch, sie haben den Sinn für zivile Verantwortung ihres Vater geerbt, ein Sinn, der auch in der heutigen arabischen Kultur wenig Tradition hat, ist doch diese Art von Verantwortung fast ausschliesslich auf Familie und Stamm beschränkt, während der öffentliche Raum und Obrigkeiten wenig Beachtung oder gar Ausdruck von Verantwortung erhält.
Keine arabische Durchschnittsfamilie
Arabischer Sinn für Zivilgesellschaftliches wächst in Israel langsam, einer der demokratischen Einflüsse, die in diesem Land fast im Überfluss vorhanden sind. Eit ist nicht der einzige arabische Israeli, der so handelt, aber er ist der Erste unter meinen neuen und alten Bekannten und Freunden, der es bedingungslos tut. Er denkt, dass er durch seinen Beitrag auch vom Staat, der sich demokratisch nennt, etwas zurückerhält. Damit ist weniger das Materielle gemeint, sondern der Respekt für den arabischen Bürger, der sich für seinen Staat einsetzt und nicht ausschliesslich dessen Sozialwerke konsumiert.
Ob diese Rechnung aufgehen wird? Sein Sohn Omar meint, sie seien durch ihren überdurchschnittlichen freiwilligen Einsatz keine arabische Durchschnittsfamilie und würden immer wieder gefragt, wofür sie das eigentlich brauchen. Doch, sagt Omar, ihr freiwilliger Einsatz komme aus vollem Herzen. Die wachsende Entfremdung zwischen rassistischen Juden aus der politisch extrem rechten Ecke und von israelischen Hamas-Sympathisanten und Moslembrüdern aufgeputschten Palästinensern, erschwert das.
Umso mehr sind solche arabische Israelis für die israelische Gesellschaft wichtig, denn sie setzten ein positives Beispiel für arabische Bürgerpflichtverweigerer und Judenhasser, die von eigenem Judenhass gelenkt dazu neigen, sozial aktive Mitbürger aus den eigenen Reihen als Onkel Toms und Kollaborateure zu sehen und entsprechend zu behandeln.
Anerkennung jedoch, auch aus jüdischen Kreisen, erhält er schon deshalb, weil sein Freundes- und Kollegenkreis wächst und er sich nicht jenen israelischen Arabern anzuschliessen braucht, die sich als nicht voll genommene Staatsbürger fühlen. Eit und seine Söhne tragen dem sozialen Netzwerk aller israelischer Bürger bei und können sich ohne Minderwertigkeitsgefühle „auf Augenhöhe“ (ein beliebter Ausdruck im Nahen Osten) mit jedem anderen Israeli verhalten.
Youssef Jujah und seine Söhne
Ich möchte hier den Inhalt eines Artikels von Lydia Aisenberg vom 22.11.2010 in geraffter Form und etwas bearbeitet wiedergeben. Sie behandelt darin einen wunden Punkt arabischen Lebens in Israel. Lydia ist Direktorin des jüdischen Begegnungs- und Koexistenzzentrums Givat Haviva.
„Yad Le’Banim“ ist Hebräisch und heisst „Hand den Söhnen“. Das ist der Name der Gedenkstätten für gefallene Soldaten. Es sind keine Denkmale, sondern Gebäude, in denen jedes einzelnen Gefallenen gedacht wird und Seminare und Unterstützungsaktionen für die Familien gefallener Soldaten abgehalten werden. Es gibt sie in sehr vielen israelischen Städten und Dörfern, ich kenne die beeindruckende Stätte im drusischen Daliat al-Carmel, aber von einem arabischen Yad Le’Banin hatte ich bis vor kurzem noch nicht gehört, dienen doch nur wenige israelische Araber in der Armee. Sie sind in ihrer eigenen Gesellschaft verhasst und in Akko wurden sie schon aus ihren Wohnungen vertrieben.
Arara ist eine mittelgrosse Stadt im Wadi Ara, einem breiten Tal, durch das die Strasse 65 von Hadera nach Afula führt und fast gänzlich von arabischen Dörfern und Städtchen besiedelt ist. Viele Einwohner Araras stört ein kleines Haus mitten im Dorf, vor dem auf hohen Masten zwei israelische Fahnen flattern, von weitem sichtbar – niemand hat bisher versucht, sie herunterzuholen. Das ist Yad Le’Banim von Arara.
Beduinen und Drusen besitzen ihre eigenen Gedenkzentren, eins für arabisch-muslimische Soldaten gab es bis anhin nicht, sagte Youssef Jujah, Vater von Sa’id Jujah, der zusammen mit vier anderen Soldaten, alles Muslime, in Gaza gefallen ist. Sie beobachteten die Felder der Bauern. Vor ihnen waren russisch sprechende Soldaten dort stationiert, doch die palästinensischen Bauern verlangten nach Arabisch sprechenden Leuten.
Gebrandmarkt von der eigenen Gemeinschaft
Youssef ist überzeugt, die Soldaten seien nur deshalb getötet worden, weil sie als arabische Verräter betrachtet worden waren. Sa’id Jujah wurde in Arara militärisch bestattet, der Staatspräsident, Minister, hohe Militärs and jüdische Freunde und Bekannte der Familie nahmen teil. Aber 80 Prozent der Bürger Araras seien auch in den folgenden Wochen nicht auf Trauerbesuch gekommen, der lokale Supermarkt habe ihm sogar das Einkaufen verweigert, Leute hätten auf ihn mit dem Finger gezeigt und verletzend mit ihm gesprochen, ihn einen Verräter genannt, der Schande auf die Stadt bringe. Er wurde zum Ausgestossenen. „Das war in den sechs ersten Monaten so, aber es gibt noch immer Leute, die sich weigern mit mir zu sprechen. Das ist ihr Problem, mit dem müssen sie selbst fertig werden müssen. Ich glaube an was ich glaube.“
Er ist nicht allein. Nachdem Sa’id gefallen war, fragte die Armee seine zwei anderen dienenden Söhne, ob sie vielleicht in eine nicht kombatante Einheit wechseln wollten, aber beide wollten Kämpfer bleiben. Heute sind sie Karrieresoldaten. Es gibt etwa 40 – 50 arabische Muslime in der israelischen Armee, aus Umm El-Fahm seien es heute vier und vierzig weiter dienten in der Grenzpolizei.
Youssef fasst zusammen: „Sicher gibt es Dilemmas, aber wenn ich in den Spiegel schaue, was sehe ich? Sehe ich einen Ägypter, Jordanier oder Libanesen? Nein, ich sehe einen israelischen Bürger, der ins Ausland mit einem israelischen Pass fährt. Ich bin ein arabisch-muslimische Bürger von Israel. Als solcher sollten ich, meine Söhne und alle anderen arabischen Bürger gleiche Rechte wie alle Bürger erhalten, aber auch gleiche Pflichten erfüllen.
Die Palästinenser wollen uns nur in ihren Konflikt [mit Israel] verwickeln. Wir müssen uns organisieren, um unsere Rechte zu erhalten. … Ich persönlich bin an Avigdor Liebermans Geschwafel über den Transfer israelischer Araber nicht interessiert. Das ist alles nur Paka-Paka (Geschwätz).“
Yousef trägt viel Ärger und Schmerz gegenüber gewissen arabischen Politikern Israels in sich. Diese reden sehr viel über Demokratie, wie undemokratisch das Land zu seinen arabischen Bürgern sei, aber persönlich benehmen sie sich völlig undemokratisch. „Eine freie Wahl zu treffen ist ein demokratisches Grundrecht.“, sagt er, „ich und meine Söhne trafen eine Entscheidung, diese passt ihnen nicht, schön, aber dass ein arabischer Politiker aus Galiläa sagt, arabische Soldaten der israelilschen Armee seien Dreck und müssten entsorgt werden, das akzeptiere ich nicht. Genau so wenig wie die Hetze eines beduinischen Knesset-Abgeordneten gegen arabische Israelis in der IDF, obwohl die Hälfte seines Stammes dort dient.“
Er erfährt auch Freuden. So, wenn man ihm erzählt, man habe seinen Sohn den bewaffneten Soldaten, zusammen mit seinem Sohn dem Kadi (muslimischer Richter) in dessen religiöser muslimischen Bekleidung, sich fröhlich unterhaltend beim Einkaufen getroffen.
Mutige Aussenseiter
Yousef und andere haben es nicht leicht. In einer Gesellschaft, die vom ungeliebten Staat vor allem umfassend konsumiert und wenig selbst beiträgt, ist er ein Aussenseiter, von vielen Mitbürgern der Stadt geschnitten und von seinen Politikern verraten. Leute wie Youssef Jujah wissen, dass man für seine Rechte kämpfen muss, er sogar an zwei Fronten: gegenüber seiner eigenen arabischen Gesellschaft aber auch Gegenüber dem Staat, der zögert, eben diesem Gesellschaftssigment die diesem zustehenden Rechte voll zuzugestehen.
Youssef beweist enormen Mut, lebt er doch in einer Gesellschaft, in der Ausscheren aus der Norm nicht als Tugend gilt und keinen Respekt verlangt. Er nimmt volle Verantwortung für sich und seine Söhne und sucht sich nicht damit von seinen Bürgerpflichten zu drücken, in dem er Sündenböcke sucht und ausschliesslich den Staat der Juden für das Leben seiner arabischer Bürger verantwortlich macht.
Es gibt auch arabische Offiziere in Israel, wie den Leutnant Hisham Abi Raya aus der arabischen Fussballstadt Sachnin. Anfangs war er alles andere als populär: „Anfangs war es schwer für mich, in Uniform die Stadt zu betreten. Viele Freunde haben mich fallen gelassen. Die islamische Bewegung hetzte gegen mich“, erzählt Abi Raya, Leutnant der Armee. „Das ist wirklich kein gewöhnlicher Schritt, aber in einer Demokratie hat jeder seine eigene Meinung, nicht? Ich habe mich für die Armee entschieden, und ich bin niemandem dafür Rechenschaft schuldig, ich bin stolz darauf und fürchte mich nicht. Heutzutage bewege ich freizügig in Uniform, und es gibt auch schon weitere Soldaten in Sachnin.“ (Quelle: jns und Agenturen, Oktober 2008)
Fehler der jüdischen Mehrheit
Die in Israel bestehende Einstellung gegenüber seinen arabisch-muslimischen Bürgern (Beduinen gehören in eine andere Kategorie) ist im Allgemeinen zwiespältig. Wir Juden und unser Staat, der auch der Staat der arabischen Minderheit ist, sind genau so schuld daran, dass sich diese Minderheit nicht integriert fühlt, wie diese selbst. In vielem verweigern sich Israels Araber israelischen Bürgerpflichten, aber unternehmen andererseits alles, um ihre israelische Staatbürgerschaft nicht zu verlieren. Jeder klagt den anderen an, beide fühlen sich betrogen und beide haben sowohl Recht wie auch Unrecht.
Nach dem Unabhängigkeitskrieg von 1948 soll es sogar Bestrebungen aus arabischen Kreisen gegeben haben, auch für arabische Israelis die Wehrpflicht einzuführen, doch die Regierung ignorierte dies. Auch israelische Regierungen verpassen Gelegenheiten. Jede Gemeinschaft besteht aus Individuen, doch sind gesellschaftliche Zwänge verschieden, auch auf Grund traditioneller und religiöser Hintergründe.
Ob Mustafa sich vom heutigen Islamismus, nicht vertreten fühlt und sich seine eigene, ihm behagende Form zurecht legt, die Israel nicht als Watschenmann der muslimischen Welt betrachtet, ob Eit Abu-Zakika und seine Söhne sich als Freiwillige hervortun und sich damit in die israelische Gesellschaft weit besser und überzeugender integrieren als die hassenden Moslembrüder des Scheich Ra’ed Salah (um ein Extrembeispiel zu nennen) oder ob Youssef Juhah und seine Söhne alles tun, um die schwerste Bürgerpflicht wahrzunehmen – sie alle entsprechen nicht der herkömmlichen jüdisch-israelischen Sicht.
Identitätsprobleme
Diese nimmt - falls sie nicht auf besonderen privaten Beziehungen mit arabischen Bürgern beruht - israelische Araber oft als Störfaktor, soziale Parasiten oder gar als Fünfte Kolonne wahr. Auch Ausnahmeerscheinungen, wie die drei hier genannten Beispiele verstecken die Tatsache nicht, dass Israels Araber mehrheitlich von Furcht bewegt werden. Furcht vor ihrer eigenen repressiven Gesellschaft, Furcht vor dem Verlust ihrer israelischen Identität und Furcht als von der arabischen Welt eben deshalb als Verräter betrachtet zu werden. Auch wenn Israels Araber wirtschaftlich gesehen ein „westliches“ Leben führen, haben sie ein Identitätsproblem, dass ihnen vor allem vor ihren Brüdern ausserhalb Israels aufgebürdet worden ist und mit dem nicht alle fertig werden. Der von Eit und Youssef aufgezeigte Weg ist eine Möglichkeit, aus dieser Situation auszubrechen – aber dazu braucht es viel Zivilcourage.
Der Autor ist 1937 in Zürich geboren. Er absolvierte eine Buchhändlerlehre bei Emil Oprecht in Zürich. Rekrutenschule in der Schweiz, dann Mitglied eines Kibbuz in Israel, dort auch Militärdienst, später beruflich wieder in der Schweiz tätig, seit 2000 erneut wohnhaft in Israel. Russak schreibt einen eigenen Blogg und engagiert sich für die Kunstgallerie eines palästinensischen Freundes in Um al-Fahm.