Während in der Ostukraine Hunderte russischer Raketen einschlagen, versammeln sich Dutzende internationaler Regierungsvertreter, Entwicklungsorganisationen und Unternehmen in Lugano. Sie diskutieren über eine Art «Marshallplan» für das kriegszerstörte Land.
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskyj sprach per Video zu der Konferenz, die bis Dienstagabend dauert. Der wahllose russische Beschuss sei ein Versuch, nicht nur die Ukraine, sondern auch die Vision von Demokratie und Europa zu zerstören. «Dieser Krieg ist nicht nur unser Krieg, nicht nur ein lokaler Krieg.»
«Dies ist ein Angriff Russlands auf alles, was für Sie und mich von Wert ist», sagte Selenskyj. «Deshalb ist der Wiederaufbau der Ukraine kein lokales Projekt, kein Projekt einer einzelnen Nation, sondern eine gemeinsame Aufgabe der gesamten demokratischen Welt.» Selesnkyj lud alle in Lugano Anwesenden ein, «das wunderbarste Land auf Erden» zu besuchen.
Ursula von der Leyen bezeichnete den Wiederaufbau der Ukraine als «Generationenaufgabe». Anwesend sind Vertreter aus 38 Staaten, unter anderem die britische Aussenministerin Liz Truss.
Sie erklärte, Grossbritannien werde mehr als eine Milliarde Dollar für Weltbankdarlehen und Finanzhilfen bereitstellen. Ferner wolle London die Ukraine sofort mit Gelder für die Minenräumung und den Wiederaufbau der ukrainischen Energieinfrastruktur unterstützen.
«Deklaration von Lugano»
Zum Abschluss der Konferenz soll die «Deklaration von Lugano» verabschiedet werden, die schon an Montag den Medien verteilt wurde. Darin wird unter anderem die militärische Aggression Russlands verurteilt und ein sofortiger Abzug der russischen Truppen aus der Ukraine gefordert.
720 Milliarden Euro – so viel sei nötig, um die kriegszerstörte Ukraine wieder aufzubauen, sagte der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal.
Die Konferenz befasst sich auch mit der bisher grassierenden Korruption in der Ukraine. Als die Europäische Union letzten Monat die Ukraine als Kandidat für die Vollmitgliedschaft akzeptierte, erklärte sie, dass Fortschritte in den Bereichen Korruption und Rechtsstaatlichkeit erforderlich seien, um die Bewerbung voranzubringen.
Vertreten ist die Schweiz nicht nur durch Bundespräsident Cassis, sondern auch durch Bundesrätin Simonetta Sommaruga und Nationalratspräsidentin Irène Kälin.
Journal21