Die zwei wichtigsten Gedenktage im jubiläumsschweren laufenden Jahr sind die 100ste Wiederkehr des Ausbruch des 1. Weltkriegs und die 70ste Wiederkehr der allierten Landung in der Normandie. Beide Male haben die USA Europa - und die Welt - gerettet vor totalitärem Anspruch und faschistischer Diktatur. Auch den Kalten Krieg hätten wir ohne Amerikaner und NATO nicht überlebt. Im Rückblick auf das 20.Jahrhundert muss kategorisch festgestellt werden, dass es das demokratische und prosperierende Europa - eingeschlossen die Schweiz - ohne die USA längst nicht mehr geben würde.
Positive Bilanz
In der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts wurde einer widerwilligen, weil grundsätzlich isolationistischen, Weltmacht USA die Rolle als Weltpolizist aufgedrängt; seither füllen sie diese allein schon darum aus, weil kein gleichwertiger Ersatz bestand und in absehbarer Zukunft bestehen wird.
Wenn man die seither erfolgten amerikanischen Einsätze als Weltpolizist anschaut, fällt die Bilanz gemischt, im ganzen aber eindeutig positiv aus. Drei geographische und ideologische Einsatzräume lassen sich unterscheiden. Zunächst der Widerstand gegen den kommunistisch-totalitären Vormarsch in Asien. Zum Auftakt 1950 der Koreakrieg, an dessen Wurzel eindeutig nordkoreanische Agression stand, tatkräftig unterstützt vom neuen kommunistischen Schreckensregime im China von Mao.
Schuld und Unschuld
Im historischen Rückblick erscheint der Vietnamkrieg (1961-75) komplexer. Zu Beginn wurden die USA sowohl von der Kolonialmacht Frankreich, als auch vom lokalen Verbündeten des Westen, Südvietnam, zum Engagement gedrängt. Die Geschichte nahm dann bekanntlich einen gewundenen Verlauf. Heute ist Vietnam ein de facto kapitalistisches Land, in dem wirkliche Demokratie und soziale Marktwirtschaft primär von verknöcherten KP-Kadern zurückgehalten wird.
Wenn überhaupt über Schuld und Unschuld gerichtet werden kann und soll, dann liegt die Verantwortung für alle Leiden und Zerstörung primär bei den beiden Lokalparteien, den ideologisch verblendeten, völlig skrupellosen Parteiführern um Ho Chi Minh, Vorbild der völkermörderischen Khmer Rouge in Kambodscha, und der von Korruption zerfressenen Machtclique in Saigon. Immerhin ist festzuhalten, dass der Nixon/Kissinger-Regierung ein grosser Vorwurf nicht erspart werden kann: der erste grossflächige Einsatz von chemischen Kampfmitteln seit dem 1. Weltkrieg (Agent Orange).
Zurückhaltung der USA
Der zweite Interventionsraum der USA ist etwas speziell, da Lateinamerika schon seit langem grundsätzlich der ‘Monroe Doktrin’ unterstand, wonach die USA in ihrem Hinterhof keine grundsätzlich von ihrer Weltanschaung abweichende Regime und Intressenausübung tolerierten. Dies widerspricht einigen unverzichtbaren Grundsätzen der internationalen Beziehungen und ist heute nicht mehr durchführbar. Und wohl auch nicht mehr nötig, wenn man das aktuelle Beispiel Venezuela ansieht, wo auf mittlere Frist das Chavez/Maduro Regime sich selbst zerstört.
In Lateinamerika sind nicht so sehr die sehr begrenzten mlitärischen Interventionen (1965 Dominikanische Republik, 1983 Grenada, 1989 Panama) Stein des Anstosses, sondern die durch offizielle Organe(CIA), und vor allem private, rechtsgerichtete Wirtschaftskreise der USA begünstigten Putsche (1954 Guatemala, 1973 Chile; sowie, allerdings nicht in Lateinamerika sondern im Mittleren Osten, 1953 Iran)
Damit sind wir beim dritten geographischen Sektor amerikanischer Interventionen angekommen. Diese sind noch heute aktuell, und damit ebenso kontrovers wie emotional aufgeladen, so im Irak (1990/91, 2003-2012) und in Afghanistan(2001 bis heute). Am wenigsten gilt das immerhin für die Befreiung von Kuwait 1991, wo eine internationale Koalition unter der militärisch allein möglichen Führung der USA die irakischen Invasionstruppen vertrieben. Bei dieser Gelegenheit lehnte Bush Vater, im Gegensatz zu seinem Sohn ein aussenpolitischer Experte, einen ohne weiteres möglichen Durchmarsch auf Baghdad mit Beseitigung von Saddam Hussein ab. Im realpolitischen Rückblick war dies allenfalls ein Fehler, in unserem Zusammenhang wichtig ist aber, dass die USA hier die Rolle des Weltpolizisten nicht ausschöpften, obwohl sie dies unter internationalem Beifall hätten tun können.
Schwere Fehler
Im Rückblick aus dem Jahre 2014, eingeschlossen der laufenden schiitischen Terroraktion im Irak, dürfte eine überwältigende Mehrheit von Experten, global und in Amerika,und ganz abgesehen von einem weiteren Publikum, die amerikanische Intervention zum Sturz von Saddam Hussein 2003 als Fehler verurteilen. Zur kleinen Minderheit, welche diese Intervention als grundsätzlich gerechtfertigt erachteten, gehören nicht nur amerikanische ‘Falken’,sondern auch die Kuwaiti, alle Opfer des irakischen Besatzungsregimes, vergleichbar dem Terror der SS in Osteuropa während des 2. Weltkrieges. Ebenso alle jene welche, wie der Schreibende, die Nachkriegszeit in Kuwait und das verbrecherische Saddamregime aus eigener Anschaung kannten.
Ausnahmslos alle internationalen Experten für ABC Kriegsführung welche bis 2002 (Herauswurf des UNO-Personals durch Saddam, erste Bombardierung von Baghdad und Festlegung des Ziels ‘Regimewechsel’ durch Präsident Clinton) im Auftrag der Weltgemeinschaft die irakische Abrüstung vor Ort überprüften, waren, zumindest, nicht sicher, ob solche Waffen nicht doch in Verstecken ihren Kontrollen entgangen sein könnten.
Kurz zusammengefasst folgten dann schwere Fehler durch eine nicht auf Grund von professionellen, sondern idologischen Kriterien zusammengesetzte amerikanische Besatzungstruppe. Dies ist direkt Bush Sohn und seinen Drahtziehern (Cheney, Rumsfeld etc.) anzulasten. Von entscheidender Bedeutung für die aktuelle Bürgerkriegskatastrophe im Irak, abgesehen vom Desaster im benachbarten Syrien, waren und sind aber machthungrige, korrupte irakische Politiker, und nicht die USA.
Gefahr durch die Taliban
Durchaus ähnliches lässt sich zu Afghanistan sagen. Auslöser war bekanntlich ‘Nine Eleven’, welches - zum damaligen Zeitpunkt und unter allen damals bekannten Umständen - von der grossen Mehrheit in den USA als zweites ‘Pearl Harbour’ empfunden wurde. Dem weitgehend unbekannten, aber offensichtlich effizienten Gegner mit Krieg entgegen zu treten und sein Hinterland auszutrocknen, erschien als normal. Im Lichte der seitherigen Erfahrung mit islamistischem Terror allgemein, und dem Taliban im Speziellen, dürfte an dieser grundsätzlichen Entscheidung auch in heutiger Sicht nicht viel auszusetzen zu sein. Wie sich aktuell zeigt, verstehen nun auch die, ach so unendlich viel erfahreren Behörden Pakistans, dass der Taliban primär als tödliche Gefahr für jegliches akzeptable Staatswesen verstanden werden muss.
Auch in Afghanistan liegt die überwiegende Hauptverantwortung für Ursprung und Andauern des Kriegselendes im Lande selbst, bei den Hauptprotagonisten des Konflikts. Den zutiefst undemokratischen und korrupten Charakter der Führungsclique um Karzai illustriert das gegenwärtige Schauspiel, wo das Regime dem bisherigen Oppositionspolitiker Abdullah den Wahlsieg stiehlt, um eine Puppe der bisherigen Machhaber mit massiven Fälschungen zum neuen Präsidenten zu küren.
Zeit des Engagements
In der Reihe der amerikanischen Interventionen in der Rolle des Weltpolizisten seien schliesslich noch die von der USA geführten Interventionen in der Folge des von verbrecherischen Nationalisten in Serbien und Kroatien mutwillig zerstörten Jugoslawiens zu erwähnen. Sowohl 1995 im Zusammenhang mit dem Völkermord der Serben gegen Bosniaken (Sarajewo!), als auch 1999 in Kosovo musste Washington den durch händeringendes Zögern paralysierten Europäern zu Hilfe eilen, um unakzeptablen Kriegsverbrechen inmitten ihres eigenen Kontinentes Einhalt zu gebieten.
Gerade die Schweiz, in beiden Fällen wegen der Anwesenheit zahlreicher Ex-Jugoslawen - welche wir als Gastarbeiter selbst ins Land geholt hatten - praktisch Frontstaat, hätte eigentlich eine der grundlegenden Lektionen aller internationalen Beziehungen zur Kenntnis nehmen sollen: Es gibt Momente, in denen vermittelndes Abseitsstehen unerträglich wird und jeder demokratische Rechtsstaat zur aktiven Teilnahme an Zwangsmassnahmen, bis hin zur Teilnahme an militärischen Interventionen verpflichtet ist.
Genau so wie in allen zivilisierten Einzelgemeinschaften braucht es auch in der Weltgemeinschaft eine Ordnungsmacht, welche - idealerweise unter Teilnahme aller jener Staaten für welche der Grundsatz Recht vor Macht gilt - dort eingreift, wo grundlegende Prinzipien menschlichen Zusammenlebens mit Füssen getreten werden. Glücklicherweise sind das seit einiger Zeit die USA. Auch die emsigsten ‘Putinversteher’ dürften wohl kaum wünschen, dass Russland ein Teil dieser Rolle übernimmt. Dasselbe gilt für China, welches mit seinem allein auf Macht basierenden Vorgehen gegen strittige Gebietsansprüche im Chinesischen Meer im Kleinen zeigt, was von einer regionalen, geschweige denn globalen chinesischen Ordnungsmacht zu erwarten wäre.