Es gibt Täter, Tätigkeiten und Prozesse, die vertragen keine Demokratie. Man kann über sie nicht abstimmen. Gemeint sind Romane und ihre Erzeuger. Der Autor, die Autorin schreibt ihn. Allein. Entscheidet über Plot und Stil. Allein. Die Leserschaft ist erst am Zug, wenn das Produkt fertig ist. Sie kauft, was kommt. Und kann ja dann damit machen, was sie will. So war das einmal. Heute ist das Buch ein Marktartikel wie andere. Darauf muss der Produzent Rücksicht nehmen. Er sollte mehrheitsfähig schreiben, nicht allzu dicke Bücher vorlegen (das nämlich sind unzumutbare Zumutungen), er sollte darauf achten, dass sein Werk digital genutzt werden kann und sich um Trendyness oder Sexyness bemühen. Missachtet er derartige Bedingungen, gibt es ja noch den Verleger. Einen schönen Schritt weiter geht jetzt die Amerikanerin Tawna Fenske. Sie lässt, echt basisdemokratisch, ihre Leser darüber abstimmen, welchen der drei Helden ihres Fortsetzungsromans sie am meisten mögen und verspricht, dem Resultat der Erhebung Rechnung zu tragen. Es ist aber auch höchste Zeit, dass in der Romanproduktion demokratische Standards durchgesetzt werden! Für undemokratisch Gesinnte bleibt der Weg in die Vergangenheit. Zurück zu Henry Beyle, der sich Stendhal nannte, im 19. Jahrhundert den Roman revolutionierte, zu Lebzeiten ziemlich unverstanden blieb und heute als einer der Grössten seiner Gilde gilt. Den Roman „La chartreuse de Parme“ widmete er den glücklichen Wenigen, den „happy few“. (Christoph Kuhn)