Am kommenden Freitag, nicht einmal zwei Wochen nach dem Absturz am Piz Segnas, wird die JU-Air wieder fliegen. Es war die grösste Flugzeugkatastrophe in der Schweiz seit 17 Jahren. 20 Menschen starben. Doch man wartete nicht einmal die Identifizierung der Opfer ab. Schon gab die Gesellschaft bekannt, sie würde bald wieder fliegen. Fast stolz sagte ein JU-Air-Sprecher, die Flüge seien bis auf weiteres ausgebucht. Das Wort Pietät gilt heute nicht mehr viel. Aber wäre es nicht angebracht gewesen, im Andenken an die Opfer und aus Respekt vor ihren trauernden Angehörigen ein starkes Zeichen zu setzen und den Flugbetrieb für eine Zeit lang auszusetzen? Nicht für zwei Wochen, sondern für zwei, drei Monate. Sozusagen als verlängerte Schweigeminute. Nein, die Airline reagierte nach dem Motto: Dumm gelaufen, aber Schwamm drüber, wir fliegen wieder, und zwar so schnell wie möglich. Hätte man nicht – im Minimum – die Beerdigung der Opfer abwarten müssen, bevor man die Wiederaufnahme der Flüge bekanntgab? Noch heute wirbt sie auf der Homepage mit dem Slogan: Mit der JU-Air macht fliegen Spass. Hätte man diesen Claim nicht für einige Zeit aussetzen sollen?
Die JU-Air reagierte wenig professionell auf die Vorwürfe der Pietätlosigkeit. „Man muss doch sehen“, sagte ein JU-Air-Sprecher, „dass es bei einer normalen Airline kein Grounding gegeben hätte“. Doch die JU-Air ist keine normale Gesellschaft, niemand ist auf sie angewiesen. Die JU-Air ist eine reine Fun-Air-Gesellschaft. Und den Fun hätte man nach dem schmerzenden Ereignis am Piz Segnas für einige Zeit ruhen lassen können. Die JU-Air hat nicht nur durch den Absturz einen riesigen Schaden erlitten. Ihr unprofessionelles, unsensibles Verhalten nach dem Unglück hat schwer an ihrem Image gekratzt.