Der US-amerikanische Künstler Dan Flavin, 1996 verstorben, würde am kommenden 1. April achtzig Jahre alt. Vor fünfzig Jahren bestimmte er die Leuchtstoffröhren zu seinen ausschliesslichen Material und hob es in den Rang kunstgeschichtlicher Bedeutung. Die von Museumsdirektor Roland Wäspe in Zusammenarbeit mit dem mumok, dem Wiener Museum für moderne Kunst, kuratierte Ausstellung ist mithin eine zeitgerechte Hommage. Und eine erlebnisstarke dazu.
Maximale Minimal Art
Allgemein wird Dan Flavins Begabung für die Reduktion gelobt, zu Recht. Erlaubt ist allerdings auch, in seinen Installationen die Genialität für die Entfaltung, die Steigerung, die Opulenz zu sehen. Reduziert, banal, simpel ist das Gestaltungsmaterial, nämlich handelsübliche Leuchtstoffröhren in den wenigen Standardfarben. Er ordnet die unbearbeiteten Röhren, früher auch Glühbirnen und später gelegentlich Leuchtstofflampen, monochrom oder polychrom in strenger, einfacher geometrischer Form an. Das lässt sich nach Werkstoff und Inszenierung an Schlichtheit kaum unterbieten. Doch das optische Ergebnis ist grandios. Wenn hier noch von Minimal Art gesprochen werden kann, dann in ihrer maximalen Wirkung. Sie kommt in St. Gallen packend zur Geltung.
Ästhetik pur
Wo Licht ist, leuchtet die Gefahr auf, sich in religiöser, mystischer oder esoterischer Interpretation zu üben. Vor diesem Irrtum warnt Dan Flavin mit dem lapidaren Auslegungshinweis, "You see what you get". Tina Turner singt es in der Variante "What you get is what you see". Wir sehen von jeder praktischen Funktion befreite Leuchtstoffröhren, präzis zu Skulpturen als in sich ruhende Licht- und Farbspiele angeordnet. Es ist Ästhetik pur. Was wir als scheussliches Parkhauslicht kennen, strahlt als wunderbares Kunsthauslicht.
Zur Ausstellung, die bis zum 18. August 2013 dauert, ist ein Katalog erschienen.