Und das zum 50-jährigen Jubiläum des Elysée-Vertrags von de Gaulle und Adenauer von 1963! Die französische Regierungspartei geisselt die "egoistische Sturheit von Bundeskanzlerin Merkel" und Parlamentspräsident Bartolone fordert eine "Konfrontation" mit Berlin. Das deutsche Wirtschaftsministerium antwortet, dass Frankreich nun endgültig zum "Problemfall" geworden sei, da zu Reformen unfähig und zu gross, um im Falle eines Absturzes von der Europäischen Union gerettet zu werden. Gleichzeitig ärgern sich deutsche Kunstpäpste über eine Ausstellung deutscher Kunst von der Romantik bis zum Expressionismus im Louvre aus Anlass des erwähnten Jubiläums. Sie könnte nämlich den Eindruck erwecken, als sei Deutschland mit seiner Kunst zum Nationalsozialismus prädestiniert gewesen - nach der unausrottbaren Formel, dass Nietzsche und Wagner die geistigen Väter Hitlers gewesen seien. Man ist somit in der viel besungenen deutsch-französischen Freundschaft auf einem Tiefpunkt angelangt, im Kulturellen und im Wirtschaftlichen. Hollande, der von einer "freundschaftlichen Spannung" zwischen Paris und Berlin säuselt und auf einen Sieg der SPD in den nächsten Wahlen hofft, ist dabei unfähig, den lähmenden wirtschaftspolitischen Grabenkampf in seiner eigenen Partei - zwischen Sparern auf der einen und staatlichen Säckelmeistern auf der anderen Seite - zu entscheiden. So banal ist das. Mit einem Kampf zwischen lateinischer Helle und germanischem Dunkel um eine europäische Neuordnung hat es nicht viel zu tun, auch wenn das gut tönt. (Ulrich Meister, Paris)