In keiner grossen Stadt gelang es den „Grillini“, den Anhängern von Beppe Grillo, in die Stichwahl in zwei Wochen zu gelangen. Nicht einmal in Genua, seiner Heimatstadt, konnte er sich durchsetzen.
Spätestens im kommenden Februar sollte in Italien ein neues nationales Parlament gewählt werden. Die jetzigen Kommunalwahlen gelten als Barometer für die politische Stimmung im Land.
Neun Millionen Italienerinnen und Italiener waren am Sonntag aufgerufen, in über 8‘000 Städten und Gemeinden ihre Bürgermeister und Gemeinderäte zu wählen. Um im ersten Wahlgang gewählt zu werden, mussten die Kandidaten das absolute Mehr erreichen. Der zweite Wahlgang, an dem die beiden Bestplatzierten teilnehmen, findet am 25. Juni statt.
„Sprecht ihr nur vom Tod“
Natürlich bestreitet der wortgewaltige Grillo, eine Niederlage erlitten zu haben. „Sprecht ihr nur vom Tod der Cinquestelle“, schreibt er in seinem Blog. „Unser Wachstum ist langsam, aber nicht aufzuhalten. Wir gehen unseren Weg weiter.“
Es stimmt, dass die Ciquestelle da und dort stimmenmässig zugelegt haben. Doch da die Bewegung bei nationalen Umfragen seit Monaten an erster oder zweite Stelle liegt, hatte man ihnen ein viel besseres Ergebnis zugetraut.
Bisher kaum etwas geleistet
Es ist, als ob viele Italienerinnen und Italiener gemerkt hätten, dass Grillo zwar ein begnadeter Populist ist – einer jedoch, der bisher konkret kaum etwas geleistet hat. Er wechselt seine Politik wie sein Hemd, so zum Beispiel bei dem anstrengenden italienischen Gerangel um eine neue Wahlreform. Und seine Vorzeigedame, die attraktive Römer Bürgermeisterin Virginia Raggi, hat bisher gar nichts vorzuweisen.
Zudem regiert er selbstherrlich. Das hat ihm sicher in Genua geschadet. Basisdemokratie ist für ihn nur solange gut, als das Ergebnis seinen Wünschen entspricht. Die bei Primärwahlen in Genua klar gewählte 5-Sterne-Kandidatin Marika Cassimatis passte ihm nicht, und er ersetzte sie durch einen Freund von ihm. Ähnliches geschah mit Doride Faldudo in Monza.
Grillos fehlendes Gespür
Grillo schrieb am Montag in seinem Blog: „Die Wahlen deuten eher auf ein langsames Verschwinden der Sozialdemokraten hin.“ Das scheint nach diesem ersten Wahlgang ein voreiliger Schluss zu sein. Mattel Renzis sozialdemokratischer „Partito Democratico“ (PD) hat einige Erfolge vorweisen und konnte da und dort wichtige Stellungen halten. So verteidigte der sozialdemokratische Mafia-Jäger Leoluca Orlando das wichtige Bürgermeisteramt in Palermo.
Grillo wirft Renzi vor, die Sozialdemokraten hätten sich nur dank Listenverbindungen mit kommunalen Kleinstparteien durchsetzen können. Das zeugt von Renzis politischem Gespür. Im Gegensatz zu ihm fehlte Grillo dieses Gespür. Er ging mit keiner lokalen Bürgerpartei eine Allianz ein. Das ist mit ein Grund für das schlechte Abschneiden seiner Partei. Doch bei den Fünf Sternen hört man bereits Stimmen: „Wer hat den Alleingang entschieden?“ Natürlich ist klar, wer ihn entschieden hat.
Demütigung
Überraschend ist nicht die Schmach, die Grillo erlitten hat, sondern auch das gute Abschneiden der Rechten – vor allem dort, wo Berlusconis „Forza Italia“ mit der „Lega Nord“ paktierte. „Die Achse ‚Forza Italia’–Lega Nord funktioniert“, sagt der Forza Italia-Politiker Giovanni Toti. Das gibt einigen Bürgerlichen zu denken, denn die Lega profiliert sich wieder immer mehr mit einer fremdenfeindlichen, klar rassistischen Politik.
Grillo kann das Ergebnis beschönigen, wie er will. Dass seine Fünf Sterne, die in nationalen Umfragen den grossen Parteien seit langem das Fürchten lehren, es in keiner grossen Stadt in die Stichwahl schaffte, ist eine Demütigung.