Alte schöne deutsche Sprache
Staunend und manchmal amüsiert lesen wir alte Bücher. Wir finden Ausdrücke, die heute fremd anmuten und aus unserem aktiven Wortschatz getilgt sind.
Beispiele aus Conrad Ferdinand Meyers Historienroman „Jürg Jenatsch“ (publiziert 1876) und seiner Novelle „Der Schuss von der Kanzel“ (1878).
- Er spricht häufig bei mir ein. (bei jmd. einsprechen, seine Aufwartung machen)
- Das Klingeln hub von Neuem wieder an.
- Einen Augenblick war er eingedämmert. (eindämmern = einnicken)
- „Sapperment“, sagte der junge Pfarrer.
- Wer war der andere, mit dem er zettelte? (zetteln = ein Komplott schmieden, etwas Unheilvolles anzetteln)
- Er war mit dem Vorsatz entschlafen, seinen Freund bald zu verlassen. (entschlafen = einschlafen)
- Voriges Jahr kollektierte er in Zürich für die Armen. (kollektieren = sammeln)
- Er beklagte höchlich die haarsträubenden Wirkungen des Fanatismus.
- Sie blieben zur Hut der Fahrzeuge zurück. (zur Hut = zum Schutz)
- Die Herren von Zürich berühmen sich, die Neutralität aufrecht zu erhalten. (sich berühmen = sich mit etwas schmücken, loben, rühmen sich, etwas zu tun, sich stolz bemühen)
- Die Herzogin war schon huldvoll grüssend in die Gondel getreten.
- Unverwandt staunte er vor sich hin. (unverwandt = längere Zeit, ohne Unterbrechung)
- Er beurlaubte sich beim Herzog. (sich beurlauben = Abschied nehmen)
- Hochmögender Herr Oberst.
- Er küsste ihr die Hand und eilte von hinnen.
- Die Nonnen leerten ihren Weinkeller, um die Landstürmer zu tränken. (jmd. tränken = jmd. zu trinken geben)
- Das Begebnis haftete nicht lange in ihrem Gemüte.
- Ein Silbenstechen. (Silbenstechen = Wortklauberei, Haarspalterei)
- Er hohnlächelte.
- Du hast mir nichts vorzurücken – mach’ dich nicht mausig. (mausigmachen = sich frech benehmen)
- Als er zu reden anhub.
- Ein protestantischer Priester darf nicht unbeweibt bleiben. (unbeweibt = ledig, ohne Frau)
Auch gefühlsselig und schmelzend geht es zu: „Sie bewegte sich in schwebender Anmut mit gesenkten Wimpern heran, und als er nun in achtungsvoller Haltung höflich grüssend vor ihr stand und sie die sanften, leuchtenden Augen auf ihn richtete, war ihm, er habe noch nie im Leben einen solchen Triumph der Schönheit gesehen.“