Es sieht so einfach aus: Der Computer, die Harddisk, das Internet, das Notebook.
Im Normalfall erhalten die englischen Wörter im Deutschen den Artikel, den das entsprechende deutsche Wort hat: Der Computer = der Rechner; die Harddisk = die Festplatte; das Internet = das Netz; das Notebook = das Buch.
Doch mit dieser Regel stösst man schnell an Grenzen. Eine Logik gibt es nicht. Eigentlich ist fast alles richtig – und fast alles ist nicht falsch.
Wir sagen „der Pub“. Wieso sagen wir nicht „die Pub“ oder „das Pub“? Übersetzt heisst Pub „die Bar“, „die Kneipe“, „die Gaststätte“, „das Lokal“, „die Spelunke“. Sollte es also nicht „die Pub“ heissen? „Pub“ leitet sich von „Public House“ ab, also Haus, also doch: „das Pub“?
Oder: Wir sagen „das File“. Wieso sagen wir nicht „die File“? File bedeutet „die Datei“. Der Duden akzeptiert gar „der File“ – aus welchen Gründen auch immer.
Wieso schreiben wir „das Display“? Die entsprechend deutschen Wörter heissen „der Bildschirm“, „die Anzeige“, „der Monitor“. Natürlich findet man immer ein deutsches Wort mit „das“: „das Anzeigegerät“.
Gebräuchlich ist „die URL“. Eigentlich bezieht sich die Abkürzung auf „Uniform Resource Locator“. „Locator“ (der Sucher) ist männlich. Es sollte also „der URL“ heissen. Tut es aber nicht. Im Deutschen bezieht sich das „die“ wohl auf „die Internetadresse“.
Eine Logik kann es deshalb nicht geben, weil es oft mehrere deutsche Pendants mit verschiedenen Artikeln zum englischen Wort gibt.
Zudem spielen der Dialekt und regionale Einflüsse eine Rolle. Wir Schweizerinnen und Schweizer sagen „das Mail“. Da haben die Norddeutschen nur ein müdes Lächeln übrig. „Die Mail“ bezieht sich auf „die Post“, „die Botschaft“, „die Benachrichtigung“, „die Mitteilung“. Aber auf Schweizerdeutsch klingt „Häsch mis Mail übercho?“ eben weniger gestelzt als „Häsch mini Mail übercho“. So ganz exotisch ist „das Mail“ übrigens auch wieder nicht; es könnte sich auf „das Schreiben“ beziehen.
Die Schweizer sagen auch „der Blog“. Das „der“ bezieht sich wohl auf: „der Eintrag, im Internet“ oder „der Kommentar“. Die meisten Deutschen schreiben aber „das Blog“. „Das Blog“ beruft sich auf „das Journal“, „das Tagebuch“. Die Deutsche Nationalbibliothek definiert einen Blog als „die Internetpublikation“. Weshalb also nicht – um die Konfusion noch konfuser zu machen: „die Blog“?
All das sind nette Spielereien. Natürlich kann man da endlos diskutieren. Auf den Duden ist längst kein Verlass mehr. Der bestimmt nicht mehr Regeln, sondern schaut den Leuten einfach aufs Maul.
Zudem hat auch der Duden seine liebe Mühe. Immer häufiger kapituliert er und gibt mehrere Versionen an. „E-Mail: die oder das“. „Pub: das oder der“. „Blog: das oder der“. Irgendwann wird sich dann eine Version durchsetzen. Weshalb das dann so ist, weiss eigentlich niemand. So funktioniert Sprache.