Wahlplakate sind selten so originell. Doch dieser Wahlspruch der linksgerichteten PDS im Jahr 1994 hat der einstigen DDR-Partei wenig genützt. Sie verdoppelte zwar ihren Stimmenanteil, scheiterte aber an der 5-Prozent-Hürde.
Werbern wird nachgesagt, sie seien kreativ. Bei der Gestaltung von Wahlplakaten ist da wenig zu spüren: einfallsloser und geistloser geht es meist nicht.
„Mit uns in die Zukunft“, „Für Gerechtigkeit“, „Entschlossen für unser Land“, „Zeit für Taten“, „Überzeugend, konsequent“, „Mehr Sicherheit“. „Warten wir nicht länger“.
Gibt es ein halbwegs vernünftiges Wesen, das aufgrund solcher Plattitüden eine Partei wählt?
Die Slogans sind derart abgegriffen und hohl, dass ihre Wirkung längst verpufft ist. Natürlich sind wir alle für Gerechtigkeit und Sicherheit, doch den Floskeln auf den Wahlplakaten glaubt längst niemand mehr.
„Mit Mut in die Zukunft“, „Für eine starke Demokratie“, „Mut zur Wahrheit“, „Erfahrung und Kraft“, „Wir glauben an unser Land“, „Sicherheit schaffen“, „Mit Herzblut und Weitsicht“, „Liberal und zupackend“, „Zeit für Taten“.
Oh Schreck: Alles Politgefasel, trivial, abgenutzt, verbraucht, ausgeleiert. Zudem sind diese Binsenwahrheiten austauschbar. Einmal ist diese Partei „zupackend und mutig“. Vier Jahre später ist es eine andere.
Kaum jemand wählt heute eine Partei aufgrund von Wahlplakaten. Einfluss auf das Wahlverhalten haben heute Fernsehduelle, TV-Spots, Wahlkampfauftritte, Interviews. Wahlplakate sind herausgeworfenes Geld. Schickt es einer wohltätigen Organisation!
Und ohnehin: die meisten Leute wählen ein Leben lang die gleiche Partei – Plakate hin oder her.
Die Werber und Plakatgesellschaften widersprechen natürlich. Ihnen bringen die Wahlplakate ein nettes Einkommen. Man sägt ja nicht am Ast, auf dem man sitzt. Die Werber beziehen sich auf Studien, die besagen, dass Wahlplakate nach wie vor Einfluss auf das Wahlverhalten haben. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass einige dieser Studien von werbefreundlichen Instituten durchgeführt wurden.
Aber in einem haben die Werber recht: Erstens schwatzen ihnen die Parteien stets drein. Zweitens ist der Platz auf den Plakaten beschränkt, und da ist eben nur Raum für tausendmal gehörte Gemeinplätze.
In der Glaubwürdigkeitsskala der Berufe figurieren Politiker (zusammen mit Journalisten) ohnehin am Schluss. Wohl dem, der noch glaubt, wenn Politiker auf Wahlplakaten versprechen: „Mut zur Wahrheit“ oder: „Mehr soziale Gerechtigkeit“?
Nein, von Kreativität ist auf Wahlplakaten rein gar nichts zu finden. Originalität ist nicht gefragt. Das war schon mal anders.
Vor genau sechzig Jahren hiess es auf einem deutschen Wahlplakat: „Hör’ auf Deine Frau, wähle SPD!“.